Tina Hauswald
Die möglichen Merkels
Die K-Frage - Kanzlerkandidat*innen und ihre Profile
Es ist Frühling 2021, ich überlege schon den ganzen Tag, was ich machen soll. Corona geht in die dritte Runde und mir ist seit einem Jahr langweilig. Wie jeden Tag ende ich dann einfach auf der Couch. Ich schalte den Fernseher ein. Nachrichten. Wie immer keine Guten. Corona-Zahlen steigen, Streit um das Infektionsschutzgesetz und es wird wieder kalt. Klingt genauso wie gestern. Doch dann höre ich etwas, das meinen Puls höherschlagen lässt, meine Augen blitzen auf, ich rutsche hektisch aus meiner Gammel-Haltung bis ganz nach vorne an die Kante des Sofas: Die K-Frage.
Naja, zumindest so oder so ähnlich war‘s. Denn der Elefant steht schon seit AKK im Raum: Wer tritt in die Mammut-Fußstapfen von Merkel? Wen nennen wir zukünftig Mutti? Wer wird Kanzler*in?
Wenn es um viel Macht geht, lassen die ersten Freiwilligen nicht allzu lange auf sich warten. Doch schon Spiderman lehrte uns „aus großer Macht folgt große Verantwortung“ – die Frage ist also nicht, „wer will?“, sondern „wer kann?“.
„Easy, Scholz!“ dachte sich die SPD und verkündete ihren Kandidaten schon im Vorjahr. Ganz so easy findet sich die Antwort aber nicht in allen Parteien:
Die Union streitet sich - laut eigener Aussage - noch bis Ende der Woche und die Grünen hielten sich bislang sehr bedeckt, wollen aber am 19.04. – kommenden Montag – die Katze aus dem Sack lassen. Die restlichen Parteien lassen sich nicht stressen, aber auch hier erwarten Politikbeobachter im Mai neue Bewegungen. Du merkst schon, das Thema könnte nicht aktueller sein und ganz bald wissen wir vielleicht sogar schon mehr. Damit Du das Ergebnis einordnen und bis dahin mitfiebern kannst, habe ich kleine Steckbriefe über die Kandidat*innen erstellt, die aktuell die besten Chancen haben, die Antwort auf die K-Frage zu sein. Danach werfe ich in kurzen Abschnitten noch einen genaueren Blick auf ihre Unterschiede und Kompetenzen sowie auf die Underdogs.
Und das sind sie, die möglichen Merkels:
Weiter so CDU?!
Die Gespaltenheit der Union zeigt sich mal wieder deutlich in deren Kanzlerkandidatenauswahl. Armin Laschet steht für ein „weiter so“ und einen Merkel-ähnlichen Kurs. Markus Söder vertritt dahingegen den rechteren Flügel der Union und möchte mit der Annäherung an die SPD brechen. Auch wenn sich beide Kandidaten dem Christentum verschreiben und dessen Werte vertreten wollen, könnten die Auslegungen nicht anders ausfallen: Während sich Laschet für Nächstenliebe und Integration einsetzt, hängt Söder in Bayerns Schulen Kruzifixe auf und stellte das Asylrecht 2015 infrage. Umso überraschender, dass sich gerade der eher populistische Söder für strengeren Klimaschutz einsetzt, während Laschet RWE sowie Kohlekraftwerke unterstützt und Baumhäuser von Klimaaktivist*innen räumen lässt. Die Frage, wen die Parteien (CDU & CSU) als Kanzler stellen, entscheidet also auch, in welche Richtung sich die Union weiterentwickelt. In der aktuellen Diskussion spielen aber auch die schlechten Umfragewerte Laschets und der Machtkampf zwischen den Schwesterparteien eine entscheidende Rolle.

Das Gleiche in grün?
Die Parteivorsitzenden der Grünen unterscheiden sich untereinander inhaltlich nicht nennenswert. Lediglich vermuten einige Parteimitglieder bei Habeck eine Präferenz für eine Koalition mit SPD und Linke, während bei Baerbock eine Regierung mit der CDU genauso möglich scheint. Die Entscheidung beruht aber eher auf Sympathie und bleibt wohl schlichtweg eine Typ-Frage. Aber was für Typen sind die beiden überhaupt? Und wie ticken sie? Während Robert Habeck als der „der Intellektuelle“ gilt, bezeichnet die Presse Annalena Baerbock gerne als „die Handfeste“. Während sie stets kontrolliert und durchweg informiert wirkt, agiert er eher mal impulsiv und emotionaler – seine Befürworter feiern es als authentische Stärke, seine Kritiker sehen darin ein Risiko für Fehltritte.
Okay, Union und Grüne haben wir uns jetzt ausführlich angeschaut. Aber war’s das schon? Nein, nicht ganz. Naja, eigentlich auch schon. Denn die restlichen Parteien können vom Kanzleramt nur träumen. Aber man weiß ja nie, Umfragen können sich ja bekanntlich rasch ändern. Daher präsentiere ich Dir jetzt noch die Underdogs.

Die Underdogs
Bei den übrigen drei Parteien im Bundestag – FDP, AfD und die Linke – steht die Entscheidung über die Spitzenkandidat*innen noch aus. Mit Überraschungen rechnet aber niemand. Das bedeutet, dass Du mit den folgenden Personen rechnen kannst:
In der FDP scheint Christian Lindner durch seine einmalige innerparteiliche Beliebtheit und Akzeptant der einzige logische Kandidat zu sein. Sowohl AfD als auch die Linke werden vermutlich ebenfalls auf bekannte Gesichter setzen: aktuelle oder vorherige Parteispitzen.
Also die Politiker, deren Namen Dir bekannt vorkommen könnten: Gauland, Weidel, Chrupalla oder die weiteren üblichen Verdächtigen aus der Alternative für Deutschland – bei der Linkspartei stehen die Chancen für Wagenknecht, Kipping, Hennig-Wellsow oder eben einen anderen (ehemaligen) hohen Kopf gut.
Aber eigentlich spielen diese Entscheidungen für die K-Frage nicht wirklich eine Rolle. Denn aus jetziger Sicht wird es bei der Bundestagswahl 2021 keiner dieser Parteien gelingen, die stärkste Kraft zu werden – ganz egal, mit welchen Spitzenkandidat*innen sie antreten.
Egal welche Partei die Bundestagswahl im September für sich entscheidet und somit das Kanzleramt stellen darf, sie steht vor einer Mammut-Aufgabe. Denn nach 15 Jahren Merkel-Ära bleibt eine große Lücke zu füllen - viel Erfolg!
Solidarische Grüße
Tina
PS: Na, Lust mitzuraten? Was denkst Du? Für welche Kandidat*innen entscheiden sich Union und Grüne? --> Ab in die Kommentare damit und lass uns spekulieren und diskutieren! :)